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Canon EOS 400D

Wolf-Dieter Peest sagt Ihnen, ob die kleinste EOS auch für Naturfotografen interessant sein kann.

Eine digitale Spiegelreflexkamera mit 10 Millionen Pixel – und das für rund 700 Euro! Verständlich, dass ich auf diese bei der Photokina 2006 vorgestellte Kamera sehr neugierig war. Besonders brennend interessierte mich die Eignung des neuen Bodys für meine Naturfotografie – war ich doch meistens mit den großen Kameras der 1er-Serie und langen Objektiven unterwegs. Würde sich die kleine 400D gegen die professionellen Gehäuse behaupten können? So habe ich mich bewusst dafür entschieden, auf meinen letzten Workshops auf Helgoland und bei den Kranichen in Mecklenburg-Vorpommern ausschließlich mit der Canon 400D zu arbeiten.

Um es gleich vorweg zu nehmen – die Kamera machte in fast allen Situationen eine gute Figur und ich habe sehr gerne mit ihr fotografiert. Inzwischen ist sie sogar meine „Immer-dabei-Kamera“ geworden. Weniger ihre Größe als vielmehr ihre technischen Daten machten mich dabei besonders neugierig. 10,1 Mio. PixeI versprechen schließlich einiges an Dateiinformationen und machen gegenüber der Canon 1D Mark II N (8,3 Mio. Pixel) eine etwas größere Nettodateigröße möglich. Diese 10,1 Mio Pixel sind allerdings auf einem kleineren Chip – 1,6 fach Crop der Größe 22,2 X 14,8 mm – untergebracht. Aber viele Pixel sind ja bekanntlich nicht alleine für die Bildqualität ausschlaggebend. Vielmehr ist es die gesamte Performance, die eine gelungene Kamera ausmacht. Hierzu gehören vor allem das Bedienkonzept, der Stromverbrauch, die AF-Geschwindigkeit, die Verarbeitungsqualität und das Preis-Leistungsverhältnis. Ich kann sagen, all diese Eigenschaften vereint die 400D perfekt.Einen Kompromiss muss man sicherlich in der Bildgeschwindigkeit eingehen, aber in den meisten Fällen reichen die drei Bilder pro Serienaufnahme. Der neue 9-Punkt-AF, der komplett von der Canon 30D übernommen worden ist, funktioniert in Verbindung mit lichtstarken Optiken sehr gut und auch sehr zuverlässig. Selbst der Nachführ-AF ist im Serienbildmodus zuverlässig und geht recht fix zur Sache.Auch der neue Monitor mit seiner auf 2,5 Zoll vergrößerten Ansicht (der auch schon in der 5D und 30D sowie auch in der 1D Mark II N verbaut ist) lassen schon im Vorfeld eine recht gute Bildkontrolle zu. Die Bildlupe funktioniert etwas langsamer als bei den großen Brüdern, aber immer noch schnell genug.Drei verschiedene Messmethoden stehen zur Verfügung: Mehrfeldmessung, Selektivmessung und mittenbetonte Integralmessung. Damit kommt man auch in der Naturfotografie bestens aus. Eine Belichtungskorrektur ist in Drittel- und halben Stufen möglich, ebenso eine Blitzbelichtungskorrektur und Blitzen auf den zweiten Verschlussvorhang. Im Serienbildmodus schafft die Kleine immerhin echte drei Bilder pro Sekunde, was für viele Aufnahmesituationen völlig ausreicht. Die Spiegelvorauslösung und ein fast idiotensicheres Bedienkonzept runden das positive Gesamtbild ab.Wo viel Licht ist, ist aber bekanntlich auch Schatten und so sind wir nun an einem Punkt angelangt, wo sich die Geister streiten. Bei einem Straßenpreis von rund 700 Euro für das Kameragehäuse muss man natürlich Abstriche in Sachen Verarbeitungsqualität machen. Bereits auf den ersten Blick fällt die doch sehr klein geratene Gehäusekonstruktion auf – man möchte fast sagen „für Männerhände viel zu klein“. Das Material und die Verarbeitung sind allerdings nichts für Qualitätsfetischisten. Wer stabile 1er-Gehäuse gewöhnt ist, muss hier erstmal sämtliche Vorbehalte ablegen. Dass Canon hier bewusst auf ein stabiles Magnesiumgehäuse und auch auf kleinere Features wie die Spotmessung und AF bis Blende 8 verzichtet hat, liegt bei diesem Preis klar auf der Hand. Eine Kamera wie die 400D soll und kann auf keinen Fall eine 1er oder eine 5D bzw. 30D ersetzen. Das soll sie aber auch gar nicht. Dafür passt sie aber perfekt in die Lücke im Markt der anspruchsvollen kleinen digitalen Spiegelreflexkameras im untern Preissegment. Und letztlich sind nicht wir Naturfotografen die Zielgruppe der 400D – man erinnere sich bei dieser Gelegenheit an den Canon-Werbeslogan „Komm spielen“. Mein Tipp: lassen Sie sich einfach mal darauf ein, dann haben Sie mit der Kleinen sicherlich viel Spaß! Als Zweit- oder gar Drittgehäuse ist Canons 400D eine wirklich überlegenswerte Ergänzung einer professionellen Ausrüstung.

Kritikpunkte

  • dunkles und recht kleines Sucherbild mit 95% Anzeige des tatsächlichen Bildausschnitts
  • billig anmutendes Kunststoffgehäuse
  • in Verbindung mit den großen L-Objektiven viel zu klein und unhandlich (mit dem optional erhältlichen Batteriegriff BG – E 3 wird das allerdings etwas besser )
  • keine Akkukompatibilität mit den semiprofessionellen Gehäusen wie 10D, 20D, 30D, 5D

Pluspunkte

  • unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis für eine 10,1 Mio.-Pixel-Spiegelreflexkamera (die1D Mark II N kostet z.B. immerhin fast das 5 fache!)
  • ausreichender präziser AF auch im Al-Servo Modus
  • leises Auslösegeräusch
  • viele Individualfunktionen und Pictures-Styleswie bei der 5D, der 30D und der 1D Mark II N
  • Spiegelvorauslösung
  • niedriges Bildrauschen bis 800 ISO
  • schnelles Abspeichern der Bilddaten
  • natürliche Farbwiedergabe und exellenter Dynamikumfang
  • sehr gutes Bedienkonzept
  • niedriger Stromverbrauch
  • selbstreinigender Sensor beim Ein- und Ausschalten

Mein Fazit:

Die Erkenntnisse, die ich in den letzten zwei Wochen im täglichen Einsatz gesammelt habe, spiegeln meine persönlichen Eindrücke wieder. Ich möchte hier noch einmal ausdrücklich betonen– meine Eindrücke! Jeder Fotograf muss natürlich für sich selbst entscheiden, ob er mit den Kompromissen, die ein solches Kameramodell im unteren Preissegment natürlich verlangt, leben kann. Ob als Ersatzgehäuse, für den kleinen Sohn der an das Fotografieren herangebracht werden soll, für die Ehefrau oder als kleine unauffällige Kamera für Theaterbesuche benötigt: für alle diese Anwendungen ist – frei nach dem Motto „Komm spielen“ – diese Kamera genau das Richtige. Darüber hinaus erfreut sie den Makrofotografen, bei dem es ja weniger auf Bildgeschwindigkeit ankommt, mit rauschfreien 10 Mio-Pixel-Dateien. Meine mit der 400D für diesen Test verwendeten Objektive waren überwiegend das 4/600 L IS, das 4.5-5.6/100-400 L IS und das 18-55 EF-S Kitobjektiv.

Ansitzhütte »Blessralle«
Canon Tele 300/400/500/600