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Canon EOS 1D MK IV

Eine für alles: Die neue Canon EOS-1D Mark IV

Das nun mittlerweile fünfte Profi-Kameragehäuse für den Reportage- und Actionbereich liegt nun vor mir, und meine Vorfreude hält sich eher in Grenzen. Dem ersten Anschein nach ist alles beim alten geblieben und ein Unterschied zum eher ungeliebten Vorgänger fällt nicht auf. Und dennoch spricht Canon von einer völlig neu konstruierten Kamera, deren Stärken im Detail liegen. Ich möchte hier auch gar nicht weiter auf die Kinderkrankheiten des Vorgängers eingehen, sondern lieber gleich zu den Neuerungen der 1D MK IV – und das sind eine ganze Menge. Zusammenfassend wären da zu nennen:

  • Erhöhung der Auflösung auf nun 16,1 Mio Pixel (bei Beibehaltung der Serienbildgeschwindigkeit von 10 Bilder pro Sec. )
  • neue Prozessortechnologie DICIC IV (2 Stück) die ebenso wie schon bei der 7D in Zusammenarbeit mit den neuen Mikrolinsen und der Sensortechnologie  für extrem rauschfreie Bilder bis in sehr hohe ISO Bereiche sorgen soll. Canon gibt sogar die magische Grenze von 102.400 ISO Empfindlichkeit an – dazu später mehr.
  • ein neues 63 Zonen-Belichtungsmesssystem
  • ein neuer 100%-Sucher mit 0,76 fach Vergrößerung
  • Live-View Modus mit Autofokus und drei Live-View AF Modi für die Aufzeichnung von 1080p-Full-HD Videos.
  • ein neuer 45 Feld Punkt AF mit nun 39, einzeln ansteuerbaren Kreuzsensoren.

Es sind wohl noch ein paar Kleinigkeiten mehr, die wichtigsten Neuerungen habe ich aber genannt. Bemerkenswert ist aber auch, das es Canon geschafft hat, dank neuer achtkanaliger Datenauslesung und derschnellen Prozessortechnologie im 14 Bit Modus die schnelle Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 10 Bildern pro Sec. zu halten. Wenn man bedenkt, was da an großen Datenmengen zu verarbeiten ist, da hat Canon gegenüber der Konkurrenz wirklich die Nase vorn. Bei anderen Kameraherstellern gehen solche Geschwindigkeiten nur im herkömmlichen 12 Bit Modus und auch nicht in so rasanter Folge. Das ist eine der großen Stärken dieser Kamera. Wer meint, es gäbe da sowieso keinen sichtbaren Unterschied zwischen 12 oder 14 Bit Datenauslesung, sollte sich mal die Mühe machen und einen Vergleich anstellen. Die Farbabstufungen und auch die viel genauere und feinabgestufte Weißdarstellung ist der große Vorteil von 14 Bit. Das sei aber nur am Rande bemerkt und soll hier nicht weiter beleuchtet werden. Was bei so einer Kamera zählt, sind in diesem Profisegment angesiedelte Selbstverständlichkeiten, die da wären:

  • zuverlässiger Autofokus (besonders auch im AI-Servo)
  • schnelle Bildserien
  • gute Bildqualität
  • großer Pufferspeicher
  • Robustheit in allen Lebenslagen

Das waren auch immer die Tugenden, die besonders bei den 1er Gehäusen von Canon weltweit für hohes Ansehen gesorgt haben. Leider wurde dieses Image durch die mit Rückrufaktionen behaftete 1D MK III stark lädiert. Nun soll mit der neuen 1D MK IV eine total renovierte 1er ins Rennen geschickt werden, die an die Konkurrenz verloren gegangenes Territorium zurückerobern soll. Auch die noch verbleibenden Canon-Getreuen sollen wieder gefestigt werden und in keiner Weise möchte man diese enttäuschen. Schon im Vorfeld habe ich einige Bilder mit der neuen 1D MK IV machen können und auch jetzt kommen bei meiner alltäglichen Arbeitimmer Neue dazu. Ich habe versucht die Kamera in allen Bereichen »artgerecht« zu benutzen. Bei Wildlifeeinsätzen in Feld und Flur sowie auch bei diversen Events und Auftragsarbeiten und sogar im Studio: Überall ist man mit dieser Kamera gut dabei und braucht sich vor keinem Auftrag zu fürchten. Als besonders positiv sei hier anzumerken, das egal welche Linse ich vorgeschraubt habe, hier keine justiert werden musste. Alles hat gepasst. Dies bestätigten auch zwei weitere Fotografen aus meinem Umfeld, die schon eine neue 1D MK IV im Einsatz haben, das endlich mal alle Objektive ohne Nachjustage passen. Leider nicht immer selbstverständlich bei Canon und es bleibt zu hoffen, das hier die Qualitätskontrolle etwas besser geworden ist. .Mein Eindruck von der gesamten AF-Performance ist sehr positiv (bis jetzt nach ca. 2500 Bildern aus allen Bereichen). Ob im Oneshot Modus, mit und ohne Konverter an den langen L-Objektiven, alles geht punktgenau und schnell. Auch die einzeln ansteuerbaren außermittigen Einzelfelder sind sehr genau und zuverlässig, nur ab und an mal, wenn es zu dunkel wird, bzw. das Motiv zu wenig Kontraste zeigt, kommt er nicht auf den Punkt und fängt an zu pumpen. Im AI-Servo gelingen teilweise ganze Serien und zeigen fast kein unscharfes Bild (hängt aber auch von der Tagesform des Fotografen ab), hier liegt meine Trefferquote mindestens 35 bis 40% höher als bei allen meinen anderen Kameras die ich verwende – außer die von mir auch gerne verwendete neue 7D, die ebenfalls eine hervorragende AF-Performance hat. Im Vergleich zur neuen 1D MK IV packt die 7D zwar nicht ganz so schnell und sicher, ist aber sehr gut und bleibt am Motiv drann, wenn sie gefasst hat. Ansonsten hat natürlich in Sachen Schnelligkeit die neue 1D MK IV die Nase vorn. Die Einstellung über die Individualfunktionen und die genaue Konfigurierbarkeit je nach Verwendungszweck geht sehr gut und ist auf jede Situation anzupassen. Auch hier gilt es ein wenig auszuprobieren, welche Einstellungen für den jeweiligen fotografischen Zweck in Frage kommen. Das war auch das Problem beim Vorgänger, die extrem vielen Einstellmöglichkeiten der AF-Performance. Das kann so manchen User überfordern und lässt auch schnell Frust aufkommen, wenn die Kamera nicht die erhofften Bilder bringt. Ein wenig schade finde ich, dass die sehr gut angeordneten AF Einstellungsmöglichkeiten der 7D hier nicht übernommen worden sind. Denn die Anordnung und die Konfigurierbarkeit halte ich persönlich für gelungener. Bei der 1D MK IV muss man wie gehabt immer noch in einem untergeordneten Menü in den Customfunctions nach der jeweiligen Einstellung suchen. Das kann, wenn es schnell gehen muss etwas ablenken und ist ein wenig umständlich. Wer aber täglich seine 1er beruflich nutzt, dem wird es schnell in Fleisch und Blut übergehen.

Insgesamt würde ich behaupten, ist der AF der neuen 1D MK IV nun zuverlässiger geworden und ich hoffe das dieses auch so bleibt. Nur sehr wenig Ausschuss bei schnellen Actionbildern und auch im One-Shot Modus trifft er absolut zuverlässig, bzw. da, wo er soll. Diese Erfahrung hatte ich bei dem Vorgänger, der MK III zuletzt auch, da hier im laufe der Produktionszeit der AF immer besser wurde.
Wenn eine Kamera wie die EOS 1D MK IV neu vorgestellt wird, ist natürlich wie immer das Rauschverhalten ein sehr großes Thema. Ich bin natürlich der Sache auf den Grund gegangen und habe so meine Schlüsse gezogen – beim Vergleichmodell habe ich bewusst auf den Vorgänger verzichtet, da der schon sehr gut war und ich mich noch nie über das Rauschverhalten einer MK III beklagen musste. Natürlich geht die Entwicklung weiter und so war es natürlich mehr als normal, das Canon das Rauschverhalten der neuen 1D MK IV auf jeden Fall gegenüber dem Vorgänger verbessern wollte. Ein harter Brocken, wenn man bedenkt das die Auflösung auf dem 1,3er Crop Sensor, nun um 6 Mio Pixel gesteigert worden ist– quasi ein Anstieg der Pixel und besseres Rauschverhalten zugleich, kann das gut gehen? Eines vorweg, die Marketingabteilung hat mit ihren vollmundigen Versprechungen, bis zu 102.400 ISO wären mit der 1D MK IV im Paparazzireportagestil möglich, sehr hohe Erwartungen geschürt. Leider werden diese in keiner Weise erfüllt – zumindest nicht bei den beiden ersten Modellen, die ich hier im Einsatz hatte. Im Gegenteil, hier enttäuscht mich die neue 1D MK IV am meisten.

Die so genannte Rauschfreiheit in hohen ISO Bereichen ist – zumindest, wenn man Wert auf gute Bildqualität legt, nur bedingt tauglich. Aber auch hier muss ich weiter differenzieren: Schnelle gute JPG’s für den Reportageeinsatz in minderer Bildqualität gedruckt, reichen natürlich für einen Print in jeder Tageszeitung. Hier liegen auch die Stärken der neuen 1D MK IV, sie macht, vorausgesetzt man hat die richtigen Voreinstellungen gewählt, sehr gute und auch rauschfreie JPG’s quasi Out of Cam. Da sind dann auch noch gute Bilder bis 6400 ISO möglich bzw. je nach Lichtsituation auch mal die 12800 ISO. Die JPG’s sind so gut aus der Kamera, das man schon fast die Lust auf RAW verlieren könnte. Manchmal erscheinen sie einem allerdings schon fast ein wenig zu scharf. Die Picturestyles-Einstellungen wurden hier auch im Vergleich zum Vorgänger etwas verändert. Die Standardschärfung ist schon fast zu viel des Guten, aber die Einstellung auf natürlich oder neutral, mit selbst leicht eingestellter Schärfung auf +3, bringen sehr gute Ergebnisse. Das kommt vor allem den Sportfotografen zugute, wo Zeit bares Geld ist und gute Bilder Out of Cam sehr wichtig sind. Bei den JPG’s wird auch schon je nach Benutzervoreinstellung in der Kamera entrauscht und das kommt den Bildern hier zugute. Nur in absoluten Notfällen würde ich über die 12800 Pixel gehen, da sehen die Bilder wirklich nicht mehr gut aus und sind nur noch für dokumentarische Zwecke zu gebrauchen. Quasi nach dem Motto, lieber ein verpixeltes, rauschiges Bild, als gar keins. Ganz anders sieht das aus, wenn man wie ich, schon seid Jahren das RAW Format bevorzugt. Hier enttäuscht mich die neue 1D MK IV doch ein wenig, was die High-ISO Performance angeht.

Wirklich fast rauschfreie Bilder liegen nur bis max 3200 ISO an und auch die, würde ich immer einer leichten Nachbearbeitung unterziehen. Hier muss jeder für sich entscheiden, ob und wie stark hier schon entrauscht werden soll. Um es in Blendenstufen auszudrücken, würde ich gefühlsmäßig von einer knappen Blendenstufe besserem Rauschverhalten gegenüber dem Vorgänger sprechen. Da sah man bei der 3200 ISO Einstellung schon ein deutliches Farbrauschen, was so bei der 1D MK IV verbessert worden ist, was natürlich in Anbetracht der höheren Pixelanzahl der 1D MK IV schon. Ein großer Fortschritt ist. Natürlich verbessert sich das ganze zum Positiven für die 1D MK IV, würde man eine Bilddatei auf nur 10 Mio Pixel herunterzuspielen, so könnte man ein noch etwas besseres Rauschverhalten bekommen. Das geht natürlich mit der 1D MK IV sehr gut, da sie ja über 16,1 Mio Pixel verfügt. Ich möchte trotzdem an dieser Stelle mal hinzufügen, das wir uns jetzt mit diesem „Profitool“, wie es Canon so schön in seiner Werbung nennt, auf einem sehr hohen Niveau befinden und es Canon einmal mehr gelungen ist, die professionellen Tugenden einer 1er wieder zu verbessern und in diesem Segment neue Maßstäbe zu setzen. Die fotografischen Möglichkeiten werden durch so eine Kamera um ein Vielfaches erweitert und man kann wirklich getrost auf ein zweites Gehäuse für Studio oder Landschaftsaufnahmen verzichten, die neue 1D MK IV kann einfach überall mitspielen und der sehr gute hochauflösende 16 Mio Pixel Sensor reicht für mindestens 98 % aller fotografischen Tätigkeiten. Das alles hat natürlich auch seinen Preis, der hier wirklich sehr gepfeffert ist. 4699,-Euro verlangt Canon für das Gehäuse und das ist natürlich eine Stange Geld , die erstmal durch neue Aufträge wieder reinkommen muss. Daher wird sich so manch ein Berufsfotograf fragen, geht das noch lange so gut, die letzte ist noch nicht abgeschrieben und schon steht die nächste Cam vor der Tür? Aber wer noch etwas auf der hohen Kante hat, sollte nicht geizen, denn wie heißt es so schön…das letzte Hemd hat keine Taschen, also ab zum nächsten Canonshop!

Mein vorläufiges Fazit:

Keine andere Kamera verbindet so perfekt, Schnelligkeit, hohe Auflösung, hohe ISO-Performance, Robustheit und zu guter letzt, eine sehr gute Bildqualität. Ein wenig mehr Bescheidenheit bei der Bewerbung der neuen 1D MK IV in Sachen Rauschverhalten und eine moderatere Preisgestaltung würden jetzt Canon sehr zugute kommen. Aber ich denke der Markt wird es regeln und wer ein wenig warten kann, bekommt auch noch in ein paar Monaten eine gute 1D MK IV zu einem vernünftigeren Einstiegspreis. So weit so gut, jetzt warten wir ab, ob sich die neue 1er auch im Alltag bewährt und Canon wieder zu neuen zufriedenen Kunden gelangt und auch die Marktanteile wieder steigen. Passend zur neuen 1D MK IV erblicken so nach und nach auch ein paar neue Objektive wie z.B. das neue 2,8/70-200 LIS II  das Licht der Welt. Die lassen natürlich hoffen, das hier noch von Canon so einiges an Überraschungen zu erwarten ist. Den so langsam kommen einige schöne L-Objektive doch in die Jahre und ein Update wäre zu begrüßen.

Wolf-Dieter Peest  11.01.2010 

Nachtrag zum Rauschverhalten der 1D MK IV vom 03.02.2010

Meine vorausgegangene Ausführung bezogen sich auf die zuerst ausgelieferten Gehäuse aus Dez. 2009 und Jan. 2010 mit alter Firmware. Ein neues Model aus der aktuellsten Serie von letzter Woche (neue Firmware 1.0.6.) legte hier ein deutlich besseres Rauschverhalten an den Tag. Eigentlich sollte laut Canon die neue Firmware nur für ein besseres AF-Tracking, besonders bei den älteren Objektiven, sorgen. Von einem verbesserten Rauschverhalten ist nicht die Rede. Eventuell. tatsächlich das Phänomen Serienstreuung oder doch eine interne Softwareverbesserung? Ich werde die Angelegenheit weiter im Auge behalten und gegebenenfalls noch ein Update diesbezüglich bringen.

Canon 7D
Canon EF 70-200/L IS II