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Sachtler Stativ ENG 2 und Neiger DV8

Der Name Sachtler steht für hochpreisige Qualität. Stefan Ott sagt Ihnen, wann sich die Investition lohnt.

Nicht nur qualitativ spielt diese Stativkombination in der ersten Liga, auch preislich gehört sie leider dorthin. Dafür erhält man aber auch ein unverwüstliches, in Wärme und Kälte gleichermassen funktionierendes Gerät.

Der Zwei-Wege-Neiger Sachtler DV8/100

Dieser Hydroneiger ist mit Sicherheit das Beste, was man heute an 2-Wege-Neigern bekommen kann. Solideste Verarbeitung, schmutzresistente Mechanik und einfache Bedien- und Verstellmöglichkeiten zeichnen diesen ursprünglich für Filmkameras konzipierten Kopf aus. Allerdings muss man bedenken, dass die Stärken eines solchen Neigers konstruktionsbedingt in der Fotografie statischer oder sich langsam bewegender Motive liegen – für Flugaufnahmen ist er meines Erachtens nicht schnell genug. Allein durch die Masse ist das schnelle Schwenken in horizontale und vertikale Richtung – um beispielsweise einem fliegenden Vogel zu folgen – echte Schwerarbeit und bedarf viel Übung, um zu ansprechenden Ergebnissen zu kommen. Hier ist ein Kugelkopf oder ein Wimberley deutlich im Vorteil. Beschränkt sich die Bewegung des Motives aber auf die Horizontale, wie bei flüchtendem Rehwild, ist durch die butterweiche Dämpfung ein schwereloses und ruckelfreies Mitziehen möglich. Bei optimaler Einstellung der Dämpfung bleibt das Objektiv sofort in der letzten Position stehen. Ohne dass man den Finger vom Auslöser oder vom Führungshebel lösen muss, kann man das nun stehende Wild fotografieren. Einen Kugelkopf muss man dazu erst fixieren.

Die Verbindung zum Stativ

Mittels einer 100mm-Kalotte zur Nivellierung wird der Neiger in das Stativ eingesetzt. Für die Verwendung an Stativen, die nicht über eine solche Aufnahmemöglichkeit verfügen, lässt sich der Kopf von der Kalottenhalbkugel lösen und auf andere Tragsysteme aufschrauben. Allerdings sollte man darauf achten, weiterhin eine Nivelliereinrichtung zu benutzen. Die Einrichtung auf der Horizontalen mittels der Stativbeine ist nämlich äusserst mühsam. Mit der großen Befestigungsschraube der Halbkugel ist es allerdings ein Kinderspiel. Wer den Horizont absolut gerade einrichten möchte, findet als praktisches Hilfsmittel eine kleine Libelle am Neiger.Die Empfindlichkeit der Dämpfung in vertikaler und horizontaler Richtung lässt sich durch je eine einfache Drehscheibe in den Stufen 1 bis 5 verstellen. Bei Verwendung der Objektive 2.8/400, 4/500 und 4/600 habe ich ausschließlich mit den Stufen 3 bis 5 gearbeitet. Durch diese Verstellmöglichkeit ist eine reibungslose Funktion auch in großer Kälte gewährleistet – selbst bei zweistelligen Minusgraden konnte ich wie gewohnt hantieren, in dem ich einfach die Dämpfung auf eine kleinere Stufe stellte. Die Aufnahmeplatte lässt sich ebenfalls verschieben. Ein großer Vorteil, wenn man wechselweise mit und ohne Konverter arbeitet. Konverter drauf, Platte um einen Zentimeter verschieben und schon ist die Kamera/Objektivkombination wieder ausbalanciert.

Die Verbindung zum Objektiv

Die objektivseitige Befestigungsplatte ist ziemlich klein geraten und mit nur einer Schraube versehen. Durch die große Auflagefläche wird dieser Nachteil jedoch kompensiert. Leider ist die Sachtler-Kameraplatte nicht zu anderen Wechselsystemen wie Arca oder Novoflex kompatibel. Will man ein Objektiv auf mehreren Stativen verwenden – beispielsweise auf einem Einbein – muss man dazu die Wechselplatte abschrauben, denn die Sachtler-Aufnahme gibt es nicht einzeln zu erwerben. Das Aufnahme- und Sicherungssystem ist allerdings perfekt: Das Objektiv lässt sich sehr schnell einsetzen, genauso schnell wieder entnehmen und sitzt bombensicher auf dem Stativkopf. Der Führungshebel ist in vielen Positionen fixierbar und kann sowohl links wie auch rechts angebracht werden. Der Sachtler DV 8-Stativkopf wiegt satte 3,8 kg. Sicherlich ein Nachteil, wenn beim Transport auf das Gewicht geachtet werden muss. Beim Fotografieren selbst jedoch bedeutet zusätzliches Gewicht auch zusätzliche Stabilität und damit wird das letztendlich Verwacklungsrisiko reduziert.

Das Sachtler ENG 2 Kohlefaser-Doppelrohrstativ

Das äusserst stabile und dabei sehr leichte Carbon hat besonders bei den großen Stativen Aluminium oder Stahl abgelöst. Leider ist das Material sehr teuer. Des Weiteren musste ich feststellen, dass die Gewichtsreduzierung auch zu einem Verlust an Vibrationsdämpfung führt. Ob das bei jedem Einsatzgebiet und bei jedem Fotografen relevant ist, bleibt dahingestellt. Ich bin da wahrscheinlich zu anspruchsvoll. Das Stativ besitzt zwei Auszüge, einen doppelten und einen einfachen. Die Länge lässt sich durch einen einfachen Klemmmechanismus einstellen. Mittels einer Imbusschraube lässt sich der Wirkungsgrad dieser Klemmung einfach verändern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Fotografen mit weniger Kraft in den Händen oftmals Schwierigkeiten beim Betätigen des Mechanismus haben. Ein Lösen der Schraube um eine viertel Drehung kann hier hilfreich sein. Konstruktionsbedingt sind die Aufstellmöglichkeiten des Stativs sehr variabel. Es lässt sich in nahezu jeder Situation, an engen Stellen, an Hanglagen, bodennah oder hoch und schmal gleichermassen gut einsetzen. Wie auch bei anderen Stativen gilt aber – je weniger Auszug ich nutze und je flacher das Stativ steht, umso mehr Stabilität erreiche ich. Theoretisch könnte man mit beiden Auszügen eine Höhe von ca. 160 cm (bis zur Aufnahmeplatte) erreichen, in der Praxis wird sich das allerdings auf maximal 130 cm beschränken, um nicht instabil zu werden. Die Einfach-Carbon-Rundrohre sind zwar extrem bruchfest und stabil, aber eben nicht so vibrationsdämpfend und fest wie ein Vierkant-Profil oder ein Eschenholzstativ. Erfreulich ist, dass Sand, Dreck und Wasser dem Stativ nichts anhaben können. Man sollte bei Verwendung der hier beschriebenen Stativkombination auch immer daran denken, dass man ein sehr kopflastiges Gebilde vor sich hat. Sicherer Stand ist also Vorausetzung für ein langes Kamera- und Objektivleben. Auf weichem Boden oder auf Holz ist das kein Problem, denn die Stativfüsse sind mit kräftigen Dornen ausgerüstet. Geteerte Wege oder ähnlich glatte Untergründe verlangen allerdings besondere Aufmerksamkeit oder gar den Einsatz einer Mittel- oder Bodenspinne. Darauf habe ich bislang aber immer verzichtet, um nicht noch mehr Gewicht mit herumschleppen zu müssen.

Mein persönliches Fazit:

Die Stativkombination Sachtler ENG 2 mit dem Sachtler DV 8 stellt den optimalen Kompromiss zwischen Qualität, Bedienbarkeit, Stabilität und Gewicht dar. Für die meisten Einsatzgebiete wird man mit dieser Kombination glücklich werden. Wer allerdings absolute Qualität erzielen will, die nur durch eine optimale Vibrationsdämpfung erreichbar ist, sollte zusätzliche Hilfsmittel wie die Burzynski-Telestütze verwenden oder auf schwere Eschenholzstative wie das Berlebach UNI zurückgreifen.

Grundsätzliches zum Stativ
FLM CB58 FT