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Canon EF 600/4 L IS II

Was lange währt, wird endlich gut …

Die Vorpremiere der neuen Canon-Superteleobjektive liegt nun schon weit über ein Jahr zurück, aber durch die Naturkatastrophe in Japan sind Lieferschwierigkeiten eingetreten, die so kein Mensch voraussagen konnte. Immer wieder verzögerte sich die Auslieferung um weitere Wochen und Monate.Nur die neuen 2,8/300er L IS II und 2,8/400er L IS II waren schon lieferbar und standen in geringer Stückzahl bei den CPS Händlern bereit – die besagten neuen 500er und 600er Teleobjektive ließen weiter auf sich warten. Vor ein paar Tagen bekam ich einen Anruf von meinem Händler, dass ein neues 600er zur meiner sofortigen Verfügung bereitstehen würde könnte. Nur kurze Zeit später hatte ich es hier vor Ort. So konnte ich nun losziehen und es an meinen bevorzugten Fotoplätzen nach Lust und Laune ausprobieren.

Was sofort auffällt ist das deutlich geringere Gewicht gegenüber meinem alten 600er. Da liegen gefühlte „Welten” dazwischen. In Zahlen ausgedrückt heißt das 3920 g NEU zu 5360 g ALT! Das entspricht fast 1,5 kg weniger Gewicht im Rucksack, im Lenstrecker, im Auto von links nach rechts zu wuchten oder im Flugzeug als Handgepäck etc.. Schön schlank und handlich ist es geworden, auch um etwa 1cm kürzer – es ist quasi gleich schwer wie das alte 4,0/500 L IS, das 3870 g auf die Waage brachte. Wie auch schon beim neuen 2,8/400 L IS MK II festzustellen war, ist gerade der erhebliche Gewichtsvorteil gegenüber den Vorgängermodellen als signifikante Verbesserung zu nennen. Es macht wieder richtig Spaß mit solchen Optiken zu hantieren.

Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich glaube mein altes 500er in der Hand zu halten. Nur liegt das neue 600er noch ausgewogener in der Hand. Canon hat alles richtig gemacht und das neue 600er nach den heutigen Maßstäben in allen Belangen verbssert. Die Naheinstellgrenze wurde von 5,50 m (alte Version) auf 4,50 m reduziert. 9 statt nur 8 Blendenlamellen, was wie schon beim neuen 400er für einen bessere Hintergrundwiedergabe sorgt. Der neue Bildstabilisator, der bis zu 4 Blendenstufen ermöglichen soll, ebenso die optische Neurechnung. Die Summe dieser Verbesserungen schürten natürlich vorab sehr hohe Erwartungen. Das Vorgängermodell war von der optischen Qualität immer eine Referenzlinse und quasi das Non plus Ultra in Sachen Abbildungsleistung und sehr beliebt bei Naturfotografen mit professionellen Anspruch. Nur das leidige Thema Gewicht war dann doch für einige Fotografen der Grund, auf das wesentlich leichtere 4,0/500er zurückzugreifen. Diese Linse war immer der Liebling unter den Teleobjektiven, was sich auch heute noch im guten Wiederverkauf der gebrauchten 500er niederschlägt. Gut, die Zeiten sind wohl vorbei. Canon hat das neue 600er ab sofort im Programm, diese Linse bringt alle guten Tugenden vom alten 500er mit – ich behaupte, dass dieses Objektiv das Standardobjektiv der Naturfotografie werden wird. Die Begründung dazu liegt auf der Hand: Canon hat nun den 1,3 fach Crop der zuletzt gebauten 1D MK IV einschlafen lassen und setzt in Zukunft nur noch auf Vollformat-Kameras. Die neue 1DX steht vor der Tür und die ebenfalls neue 5D MK III sprechen da eine eindeutige Sprache. Man(n) braucht also wieder mehr Brennweite. Im Consumerbereich gibt es ja noch einige Cropkameras, aber wer weiß wie lange noch… und Brennweite kann man als Natur- und Wildlifefotograf sowieso nie haben.

Es ist sicherlich keine Überraschung, dass nach fast 12 Jahren, die es das „alte” 600er nun gab, die Entwicklung soweit vorangeschritten ist, dass man schon fast von einer „Neuerfindung“ sprechen kann –  ich zitiere mich ausnahmsweise aus meinem vorausgegangenen 400er Objektivtest mal selbst: „Canon hat mit dem neuen 4,0/600 L IS Mk II ein Objektiv der Superlative entwickelt, was in allen Belangen dem Vorgänger um einiges überlegen ist.” Die verbesserte optische Leistung im Vergleich zum alten 600er ist besonders bei der Verwendung mit den neuen Konvertern auszumachen. Egal ob mit dem 1,4fach-Konverter, also 840 mm, oder gar mit dem 2 fach Konverter bei 1200 mm Brennweite. Das neue 600er schwächelt nie und legt eine unglaubliche Brillanz und Schärfe an den Tag, wie ich sie so nur aus dem neuen 2,8/400 L IS MK II kenne. Am 30 Zoll Monitor ist es eine wahre Freude, sich nun Bilder in der 100%-Darstellung anzuschauen, besonders wenn die Bilddateien aus der neuen 5D MK III stammen. Es liegt eine Auflösung und Detailgenauigkeit vor, die so gut und hoch ist, dass es schwer fällt, dafür ein Wort zu finden, außer einfach nur „gigantisch!

Dank der 9 Blendenlamellen zeigt auch das neue 600er bei Offenblende 4,0 eine bessere Hintergrundwiedergabe als der Vorgänger. Stichwort Offenblende : So scharf habe ich eine 4,0er Linse noch nie gesehen, absolut perfekt. Nur zum Bildrand hin sind minimale Vignettierungen auszumachen, die aber gerade in der Tierfotografie keine Rolle spielen. An der 7D sind sie fast überhaupt nicht vorhanden.Die Autofokusgeschwindigkeit: Das neue 600er ist sehr schnell und treffsicher, das war das alte 600er aber auch schon, vielleicht packt das neue 600er gefühlt etwas besser und schneller zu. Aber mit dem 1,4 fach Konverter liegt die AF-Geschwindigkeit deutlich höher als beim Vorgänger. Da machen sich eben doch die neuen Konverter bemerkbar, die gerade im Zusammenspiel mit den neuen Teleobjektiven eine präzise und sehr schnelle Scharfstellung ermöglichen.

Mein Fazit:

Canon ist es mal wieder gelungen, mit dem neuen 4,0/600 L IS II ein Teleobjektiv zu präsentieren was wirklich absolut keine Wünsche mehr offen läßt. Wirkliche Kritikpunkte fallen mir nicht ein, außer natürlich noch mehr Gewichtsreduzierung, was aber aus heutiger Sicht der Dinge wohl technisch nicht machbar ist, ohne das es zu Lasten der Stabilität gehen würde. Es ist dem Vorgänger in allen Belangen deutlich überlegen – leider natürlich (wie übrigens alle neuen Teleobjektive bei Canon) auch im Preis. Der derzeitige UVP. von ca. 12599.-Euro sind echt eine Kampfansage an den Sparstrumpf. Nur wenige Fotografen werden über kurz oder lang bereit sein, solch eine Summe in ihre Ausrüstung zu stecken. Das schlägt sich natürlich auch auf den Gebrauchtmarkt nieder und wird den Vorgängermodellen einen recht stabile und hohe Preis bescheren. Sonst ist es wohl das Teleobjektiv schlechthin für alle Bereiche, in denen es auf extrem gute Abbildungsleistung bei großer Brennweite ankommt. Es schlägt in diesem Fall auch das  vor genau 4 Jahren vorgestellte 5,6/800 L IS, das deutlich schwerer und auch unflexibler in der Handhabung und auch mit einer Naheinstellgrenze von 6m nicht mehr ganz zeitgemäß ist.

Pluspunkte

  • sehr flexibel einsetzbar, besonders in Verbindung mit den beiden neuen Konvertern.
  • 4,0/600mm, 5,6/840mm, 8,0/1200mm Brennweite sind bei hoher optischer Qualität möglich.
  • verbesserter Bildstabilisator (4 Blendenstufen und dritten Modus für Sportfotografen).
  • 1,44 kg leichter als das Vorgängermodell.
  • verbesserte Naheinstellgrenze von 5,5 m auf 4,5 m reduziert.
  • verbesserter AF.
  • verbesserte optische Eigenschaften, besonders bei Offenblende im Randbereich und bei Konvertereinsatz.
  • nochmals verbesserte Eigenschaften, was Robustheit und Abdichtung betrifft.

Minuspunkte

  • wackelige Befestigung der Gegenlichtblende, leider immer noch nur mit einer Schraube.
  • immer noch das blöde „Elefantenkondom“ als Schutz für die Frontlinse. Auch da wäre eine alternative Lösung (Kunststoffdeckel mit Schnappverschluss) die deutlich bessere Wahl.
  • kein vernünftiger Koffer, bzw. Tragetasche im Lieferumfang enthalten, stattdessen ein komischer, häßlicher Plastikkoffer, in den keine Kamera mit hinein passt.
  • der unglaubliche Preisanstieg gegenüber dem Vorgängermodell. Hier schlägt Canon mit einem satten Preisaufschlag zu. Laut Liste verlangt Canon 12599,- Euro für das neue 4,0/600 L IS II – die alte Version lag bei zuletzt bei ca. 8499,-Euro.
Canon EF 400/2.8 L IS II
Canon Tele 500 und 600