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Stativkopf Wimberley Head II
Fragt man einen Naturfotografen nach seinem bevorzugten Stativkopf, fällt immer häufiger der Name Wimberley. Auch Stefan Ott ist seit langem von diesem Produkt überzeugt und schildert Ihnen hier, warum.
Noch vor wenigen Jahren war die Frage nach einem Stativkopf für die Naturfotografie mit langen Telebrennweiten schnell beantwortet – ein möglichst großer, stabiler Kugelkopf musste es sein. Nicht zuletzt deshalb, weil es dazu lange keine Alternativen gab. Findige Naturfotografen, denen die mangelnde Flexibilität dieses Systems bei dynamischen Motiven immer öfter die Zornesröte ins Gesicht trieb, haben sich nach Alternativen umgeschaut. Und sie wurden fündig bei denen, die sich immer und ausschließlich mit Bewegtbildern befassen – den Kameramännern. Die Zwei-Wege-Neiger für Video- und Fernsehkameras, in vielen Ausführungen von der mechanisch gedämpften Einfachlösung bis hin zum High-End-Hydroneiger im vierstelligen Eurobereich hielten Einzug in der Naturfotografie.
Auch ich habe diese Entwicklung miterlebt und nach dem obligatorischen Kugelkopf über viele Jahre einen Neiger benutzt. Vorteil dieses Systems war die deutlich einfachere und schnellere Handhabung bei sich bewegenden Motiven und die gleichzeitig vorhandene Stabilität für statische Aufnahmen. Nachteil besonders der einfacheren Neiger war allerdings die fehlende Schnelligkeit – man muss zusammen mit dem Stativkopf schließlich auch die Kamera-Objektiv-Kombination bewegen, im ungünstigsten Falle sind das knapp 10 kg Gewicht. Aus den USA kommt in den 90er Jahren eine neuartige Technik, die für mich einen Meilenstein in der Geschichte der Stativköpfe darstellt – der Wimberley Head, ein System, bei dem durch eine ausgeklügelte Aufhängung der Kamera-Objektivkombination deren Gewicht neutralisiert wird. Seitdem ist es möglich, sämtliche Forderungen an einen Stativkopf in einem System zu vereinigen: Schnelligkeit, Leichtläufigkeit und Stabilität. Mit der zweiten Auflage dieses Kopfes unter der Bezeichnung Wimblerey Head II wurde das System nochmals verbessert: Die Aufnahme für das Objektiv bildet nun eine Arca-Swiss-kompatible Schnellwechselbasis. Die dafür passenden Platten von Arca, Kirk, Novoflex, Really Right Stuff und Burzynski sind bei den Naturfotografen weit verbreitet. Die Anbringung der Kamera-Objektiv-Kombination ist denkbar einfach: Man fixiert den Wimberley Head durch Festziehen der beiden linken Bedienschrauben, schiebt dann die Objektivplatte in die Aufnahme, dreht die Schraube an und kann nun das Gewicht austarieren. Hierzu stellt man den vertikalen Schlitten so ein, dass der Mittelpunkt des Objektivdurchmessers knapp oberhalb der Schwenkachse liegt. Nun löst man die Klemmschraube der Basis und die obere Schraube für die vertikale Bewegung und verschiebt die Kombi, bis sie von alleine in waagerechter Position bleibt. Sind nun beide Bedienknöpfe gelöst, bleibt die Kombination stehen, sobald man in der Bewegung innehält und die Kombi loslässt. Klinkt kompliziert, ist es aber nicht. Ich habe mir übrigens die Neutralposition für meine verschiedenen Objektive am Wimberley markiert, so dass ich bei einem Wechsel gleich die richtige Tarierung habe. Das Gewicht des eingesetzten Equipments ist dabei völlig unbedeutend, es ist immer gewichtsneutral tariert. Nun kann es losgehen – das System ist einsatzbereit. Die beiden Bedienknöpfe mit angenehm griffiger Kautschukoberfläche für die vertikale und die horizontale Bewegung befinden sich auf derselben Seite und sind dadurch mit der linken Hand bedienbar, während sich die rechte Hand um die Kamera kümmert.
Die gesamte Einheit lässt sich jetzt mit einem Finger stufen- und ruckelfrei in jede Position bringen und bleibt nach dem Loslassen genau in dieser stehen. Das Verfolgen von rennenden oder fliegenden Objekten gelingt wesentlich leichter wie mit Neiger oder Kugelkopf. Dreht man die beiden Bedienknöpfe fest, hat man ein absolut stabiles verwacklungsfreies System. Einen kleinen Wehmutstropfen gibt es jedoch – bauartbedingt lassen sich nur entsprechend lange oder schwere Kombinationen mit voller Funktionalität nutzen. Montiert man Kombinationen kleiner einem 4/300, also beispielsweise eine Weitwinkelkombination zur Landschaftsfotografie, muss man auf die „Schwerelosigkeit” verzichten. Zum Wimberley-Head passen am besten eigenschwere Stative, wie beispielsweise die UNI-Serie von Berlebach. Diese stehen mit ihrem Gewicht fest auf dem Boden und verleihen der Kombination eine gute Stabilität. Was man unbedingt beachten sollte – bei weniger schweren Stativen kommt es leicht zu einer Kopflastigkeit. Besonders bei Wind ist die Gefahr gegeben, dass uns die Kombination umgeblasen wird, was ich auf Texel selbst schon beobachten konnte. Ein eingehängter Bohnensack kann hier vor Schaden bewahren. Die Verarbeitung und das Material des Wimberley Head II sind erstklassig und erklären so auch den Preis.
- Masse: 235 mm Höhe, 247 mm Länge, 89 mm Breite
- Gewicht: ca. 1400 g
- Anschluss: Arca-kompatibel
- Stativanschluss: 3/8” Gewinde
- Preis: ca. 700 Euro
- Hersteller: Wimberley Inc., USA
- www.tripodhead.com
- Bezugsquelle:
- www.augenblicke-eingefangen.de